Myxomatose bei Feldhasen – eine ernste Bewaehrungsprobe

Myxomatose bei Feldhasen – eine ernste Bewährungsprobe

30. August 2025 Von wildmussessein

Die Nachricht, dass sich die Myxomatose inzwischen massiv unter Feldhasen ausbreitet, ist ein Schock für alle, die sich um unsere Wildtiere sorgen. Bisher galt das Virus vor allem als Gefahr für Kaninchen. Doch inzwischen zeigt sich: Auch der Feldhase ist hochgradig anfällig. Mit einer Sterblichkeitsrate, die bei etwa achtzig Prozent liegt, droht die Krankheit, die Bestände dieser ohnehin angeschlagenen Wildtierart massiv zu dezimieren. Die Mitteilung des Deutschen Jagdverbandes verdeutlicht, wie ernst die Lage ist und wie wichtig es ist, dass jetzt alle Beteiligten mit Disziplin und Verantwortung handeln.

Zunächst ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit bemerkenswert. Noch vor kurzem waren es vor allem Regionen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, die betroffen waren. Inzwischen sind die ersten Fälle auch aus Schleswig-Holstein bekannt. Angesichts der Übertragungswege – Stechinsekten und Körperflüssigkeiten – verwundert es kaum, dass das Virus sich so schnell verbreitet. Umso wichtiger ist es, dass Jägerinnen und Jäger sowie auch aufmerksame Spaziergänger die Augen offenhalten und Auffälligkeiten ernst nehmen. Nur wenn Infektionen und verendete Tiere zeitnah erkannt werden, besteht eine Chance, das Ausmaß der Seuche zu erfassen.

Der Deutsche Jagdverband macht in seiner Mitteilung deutlich, dass es nicht allein darum geht, kranke Tiere zu erlösen, sondern auch darum, das Geschehen wissenschaftlich nachvollziehbar zu machen. Jede Meldung im Tierfund-Kataster ist ein wertvoller Baustein, um die Ausbreitung zu dokumentieren. Gerade weil die Krankheit so neu beim Feldhasen auftritt, fehlen viele Daten. Ohne ein möglichst lückenloses Bild lässt sich weder abschätzen, welche Regionen besonders gefährdet sind, noch welche Maßnahmen Erfolg versprechen. Hier zeigt sich, dass moderne Technik wie eine App nicht Selbstzweck ist, sondern einen echten Beitrag zum Artenschutz leisten kann.

Von besonderer Bedeutung ist auch der Umgang mit Fallwild. Kadaver einfach liegenzulassen, mag auf den ersten Blick naheliegen, wäre in dieser Situation aber fatal. Nicht nur könnten andere Tiere dadurch infiziert werden, auch das Risiko einer weiteren Verschleppung des Virus steigt. Dass die Tierkörper entweder dem Veterinäramt zugeführt oder ordnungsgemäß entsorgt werden sollen, ist deshalb eine logische und konsequente Forderung. Sie verlangt allerdings ein hohes Maß an Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein von den Revierinhabern.

Die Myxomatose stellt auch die jagdliche Praxis infrage. In betroffenen Revieren auf Hasenjagden zu verzichten, ist ein deutliches Zeichen. Es unterstreicht, dass es hier nicht um Jagdquoten oder Tradition geht, sondern um das Wohl einer gefährdeten Wildtierart. Auch die Empfehlung, Treibjagden mit Fasanenbesatz ruhen zu lassen, ist sinnvoll. Jede zusätzliche Beunruhigung in dieser Phase kann den Druck auf die Bestände weiter erhöhen. Dasselbe gilt für die Hundearbeit oder den Einsatz von Schleppenwild, die derzeit unterbleiben sollten. Solche Maßnahmen mögen für einige Jägerinnen und Jäger mit Einschränkungen verbunden sein, sie sind jedoch Ausdruck von Weitsicht und Verantwortung.

Insgesamt verdeutlicht die aktuelle Situation, dass Jagd weit mehr ist als das Erlegen von Wild. Sie umfasst Hege, Pflege und im Ernstfall auch Verzicht. Wer den Hasenbestand im eigenen Revier erhalten will, muss jetzt genau hinsehen, dokumentieren und gegebenenfalls auf traditionelle Jagdformen verzichten. Diese Haltung ist nicht nur im Sinne der Tiere, sondern auch im Sinne einer glaubwürdigen Jagd, die in der Öffentlichkeit als verantwortungsbewusst und waidgerecht wahrgenommen werden will.

Die Ausbreitung der Myxomatose zeigt zudem, wie anfällig unsere Wildtiere für Krankheiten geworden sind. Ökosysteme sind komplex, und wenn eine Krankheit plötzlich auf eine neue Art überspringt, ist das auch ein Hinweis darauf, dass Gleichgewichte ins Wanken geraten können. Ob durch Klimaveränderungen, durch veränderte Lebensräume oder durch den Druck menschlicher Nutzung – Wildtiere geraten zunehmend in Situationen, in denen Krankheiten leichter Fuß fassen können. Auch deshalb ist die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Jagd und Behörden von so großer Bedeutung. Nur wenn Daten zusammengeführt, Muster erkannt und Empfehlungen umgesetzt werden, lassen sich Krisen wie diese bewältigen.

Die kommenden Monate werden entscheidend sein. Noch ist unklar, wie lange die Welle anhält und wie tief die Bestände in den betroffenen Regionen tatsächlich getroffen werden. Sicher ist jedoch: Gleichgültigkeit können wir uns nicht leisten. Jede Meldung, jeder verantwortungsvolle Eingriff, jeder bewusste Verzicht zählt.

Die Pressemitteilung des Deutschen Jagdverbandes macht deutlich, worum es jetzt geht: Beobachten, dokumentieren, handeln. Es liegt an uns allen, ob wir diese Herausforderung ernst nehmen und dazu beitragen, die Folgen für den Feldhasen so gering wie möglich zu halten. Gerade weil er seit Jahrhunderten zu unserem Kulturland gehört und unsere Landschaft mitprägt, verdient er unsere Aufmerksamkeit und unseren Schutz.

Die vollständige Mitteilung finden Sie hier:
Myxomatose bei Feldhasen breitet sich aus