Deutsch Kurzhaar Bruno Zwischen Feld und Wald

Zwischen Feld und Wald

29. August 2025 Von wildmussessein

Es war noch kühl, als ich den Wagen am Rand des Feldes abstellte. Ein feiner Dunst lag über den Ackerfurchen, und von den Gräben stieg der Geruch feuchter Erde auf. Über den Stoppeln zogen Nebelstreifen, die langsam der Sonne wichen, und aus den Hecken hörte man die ersten Vögel. Ich öffnete die Klappe, und Bruno, mein Deutsch Kurzhaar Rüde sprang hinaus, so ungestüm wie immer. Er machte einen Satz ins hohe Gras, rollte sich kurz, schüttelte sich dann und blieb stehen, als müsse er erst einmal den ganzen Morgen in die Nase nehmen.

Ich schulterte die Büchse und wir gingen den Feldrain entlang, ein schmaler Streifen zwischen abgeerntetem Getreide und einer Reihe von Gebüsch. Bruno lief voran, immer in Bewegung, mal links, mal rechts, mal mit hochgereckter Nase, mal mit der Schnauze dicht über den Halmen. Ab und zu blieb er stehen, schaute zurück und wartete, bis ich ihn eingeholt hatte. Er brauchte keine Worte, nur die Gewissheit, dass wir zusammen unterwegs waren.

Der Boden zeigte Spuren, frische Fährten, die über Nacht entstanden waren. Ich erkannte die Trittsiegel eines Rehs, das wohl hier geäugt hatte, und den Abdruck einer kleinen Rotte Sauen im weichen lehmigen Boden am Grabenrand. Sie waren weitergezogen, irgendwo hinein in den Streifen aus Bäumen und jungem Bewuchs, die das Feld begrenzten. Noch war alles ruhig, nur die Amseln schimpften laut in den Büschen, als wir näher kamen.

Wir gingen den Grünstreifen weiter entlang, das Licht wurde heller, und die Sonne stand schon so hoch, dass die Nebel begannen zu zerfallen. Bruno sprang auf die angrenzende Wiese hinaus, setzte irgendeinem Kleingetier nach und kam wieder zurück, die Zunge lang, die Rute hoch. Er war jung, voller Ungeduld, aber er störte nicht, er war Teil des Morgens wie der Tau auf den Halmen.

Am Rand des kleinen Wäldchens blieb ich stehen. Das Dickicht aus Brombeeren und hohem Gras war undurchdringlich. Irgendwo darin knackte es leise, ein Laut, kaum zu deuten. Ich wartete, Bruno setzte sich neben mich, zitterte vor Erwartung, doch er hielt still. Es dauerte nicht lange, dann trat ein Reh vorsichtig an das Feld heran, ein Schmalreh, das äugend die Fläche musterte. Es trat noch einen Schritt, dann hob es das Haupt und verschwand wieder. Keine Beute, nur ein Bild, so klar und schön, dass ich es mir einprägen wollte.

Wir gingen weiter, folgten einem Weg zwischen zwei Feldern, die Sonne legte schon mehr Wärme auf den Rücken, und der Tau war fast verschwunden. Die Halme hingen schwer, Käfer schwirrten über den Ackerflächen, und die ersten Schwalben jagten tief. Bruno lief jetzt ruhiger, nicht mehr so stürmisch wie zu Beginn. Er schnupperte hier und dort, sprang einmal in den Graben und kam mit nassem Fell wieder heraus. Ich lachte, er schüttelte sich, spritzte mich halb nass, und wir gingen weiter, Schritt für Schritt, ohne Eile.

In einem Streifen Altgras blieb ich stehen. Das hohe Grün war niedergetreten, als hätte dort in der Nacht etwas geruht. Bruno sog die Witterung ein, schlich ein paar Meter, blieb dann wie selbstverständlich wieder bei mir. Es war nicht wichtig zu wissen, ob es Rehwild war oder etwas anderes. Wichtig war nur der Augenblick, der Geruch, das Bild, das die Landschaft uns schenkte.

Die Sonne stieg weiter, der Morgen ging in den Tag über. Ich setzte mich am Rand eines Grabens ins Gras. Bruno legte sich neben mich und wir schauten über die Felder. Weit draußen, am Rand einer fernen Wiese, sah ich noch einmal Bewegung. Ein Reh, diesmal eher ein Bock, der langsam äsend über die Fläche zog. Zu weit, um auch nur an einen Schuss zu denken, aber nah genug, um ihn mit dem Fernglas zu betrachten, still, ohne Hast.

Bruno hob den Kopf, sah hinüber, dann wieder zu mir. Wir saßen so eine Weile, sprachen nicht, machten keinen Lärm, sondern ließen die Landschaft wirken. Die Jagd bestand an diesem Tag nicht aus Strecke oder Schuss, sondern aus dem Dasein. Aus dem Gehen durch Felder und entlang von Hecken, dem Sehen, Riechen, Hören. Aus dem Begleitetwerden von einem jungen Hund, der noch voller Ungestümheit war, aber doch schon verstand, dass es ein gemeinsamer Weg ist.

Als die Hitze stärker wurde, machten wir uns auf den Rückweg. Die Felder flimmerten, und am Himmel kreisten Bussarde. Bruno lief dicht neben mir, etwas müder, doch zufrieden. Am Wagen sprang er ohne Zögern hinein und legte sich ab. Ich stand noch einen Moment da, sah über die Felder, hörte das Summen, die umgebenden Geräusche und das ferne Klopfen eines Spechts. Es war ein Augustmorgen, schlicht, aber voll von Bildern, die man nicht vergisst.

Und ich wusste, dass es nur einer von vielen war, dass noch andere folgen würden, mit mehr Erlebnissen, vielleicht mit Jagdglück, vielleicht auch ohne. Doch jeder Tag, der so beginnt, ist schon Jagd und Lebensfreude genug.